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Stadt Halberstadt würdigt Ehrenbürger mit Straßenbenennungen

Einweihung der Jzchak-Auerbach-Straße ©Stadt Halberstadt

Im Wohngebiet an der Südstraße fand am 17.04.2024 die Benennung neuer Straßen statt.

Oberbürgermeister Daniel Szarata sagte dazu: „Das Gedenken an unsere Ehrenbürger ist für die Stadt Halberstadt von großer Bedeutung. Deshalb möchte ich dem Stadtrat dafür danken, dass neue Straßen nach Jzchak Auerbach, Walter Bolze und Johann-Peter Hinz benannt wurden.“

Die Ehrungen fanden in der Gegenwart von Stadtratspräsident Dr. Volker Bürger, Mitgliedern des Stadtrates und weiteren Gästen statt.

Kurze Erinnerungsreden an die Ehrenbürger hielten Jutta Dick, ehemalige Direktorin der Moses-Mendelssohn-Akademie für Jzchak Auerbach, und Frau Herre, Mitglied der Künstlergemeinschaft und langjährige Nachbarin von Johann-Peter Hinz. Das Gedenkschild für Werner Bolze wurde in Anwesenheit seiner Familie durch den Enkel enthüllt. Alle Redner würdigten das Leben und Schaffen der Ehrenbürger Halberstadts und drückten ihre Freude über die Verleihung dieser Ehre aus.

Künftig werden in Halberstadt die „Johann-Peter-Hinz-Straße“, die „Walter-Bolze-Straße“ und die „Jzchak-Auerbach-Straße“ zu finden sein.

Foto: Stadt Halberstadt / Holger Wegener - Einweihung der Jzchak-Auerbach-Straße

Informationen zu den Ehrenbürgern:

Johann-Peter Hinz / 18. März 1941 - 11. Februar 2007

Verleihung der Ehrenbürgerschaft im Jahr 2001

Johann-Peter Hinz, geboren in Kolberg (heute Kołobrzeg, Polen), wurde im Jahr 2001 mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt Halberstadt gewürdigt. Die Gründe hierfür waren vielfältig, so sein engagiertes Wirken während der politischen Wende, sein Einsatz gegen den Verfall und Abriss der Altstadt von Halberstadt, die Initiierung des Gleim-Literaturpreises, seine Bemühungen um die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte der Stadt, sein Engagement im Förderverein der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge sowie sein Einsatz als Förderer der Kunst im Verein „Kunstforum Halberstadt e.V.“.

Johann-Peter Hinz hatte eine enge Bindung zu Halberstadt. Seit 1970 arbeitete er als freischaffender Metallgestalter in der Stadt, nahm an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil und wirkte bei verschiedenen Symposien mit.

Seine Spuren sind bis heute in der Stadt sichtbar, sei es im neu entstandenen Stadtzentrum, in den Gassen der Altstadt, an den „Steinen der Erinnerung“ und der siebenarmigen Menora vor dem Westportal des Domes oder an der größten Glocke des Halberstädter Domgeläutes, die mit einer Darstellung der Arche Noah verziert ist und die Handschrift des Künstlers trägt.

Sein Engagement während der politischen Wendezeit und als Mitorganisator des Friedenskreises in der Martinikirche war herausragend. Im Herbst 1989 bildeten in Halberstadt die „Gebete für unser Land“ den Anstoß für Demonstrationen.  Durch sein Auftreten konnten Ausschreitungen verhindert und friedliche Aktionen durchgeführt werden. Er war Mitbegründer des Neuen Forums und des Kuratoriums Stadtentwicklung und setzte mit seiner Tätigkeit als Präsident der Stadtverordnetenversammlung Maßstäbe.

Sein vielfältiges Engagement wurde 1992 mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt.

Jzchak Auerbach / 27. August 1938 - 24. Februar 2017

Verleihung der Ehrenbürgerschaft im Jahr 1998

Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Jzchak Auerbach bot der Stadt 1998 die Gelegenheit, alle jüdischen Bürger der Stadt zu ehren, die während der NS-Zeit Unsägliches erleiden mussten.

Die Ehrung stand symbolisch für das jüdische Leben und die Kultur, die über Jahrhunderte hinweg die Gesellschaft der Stadt Halberstadt geformt haben. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts stellte die Familie Auerbach vier Gemeinderabbiner.

Die Zeiten waren hart für Juden, als Jzchak Auerbach und seine Zwillingsschwester im August 1938 zur Welt kamen. Das bekommt die Mutter selbst bei der Geburt der Zwillinge zu spüren:

„Als meine Mutter uns geboren hat, das war am Schabbat, da hat man die Hebamme gerufen. Und meine Mutter hat meine Zwillingsschwester geboren. Und wie sie fertig war, nahm sie [die Hebamme] ihren Mantel und will weggehen. Da sagt der Arzt: Gehen Sie weg? Hier ist noch ein Kind da. Sagt sie zu meiner Mutter: Was bringen Sie die armen Würmer auf die Welt, der Hitler macht sie ja kaputt. Aber sie ist doch geblieben und ich – Tatsache – bin hier.“

Jzchak Auerbach wächst in eine altehrwürdige Rabbinerfamilie hinein, die bereits seit mehreren Generationen die Gemeinde leitet.

Im Kinderwagen wird Jzchak Auerbach nicht mehr durch Halberstadt geschoben. Zu gefährlich ist es auf den Straßen. Doch in die Synagoge wird er gebracht. An einem Schabbat wird er dort beschnitten und ist somit der letzte Jude, für den in der prächtigen Barocksynagoge zu Halberstadt die Brit Mila gefeiert wird.

Einige Monate später, am 9. November 1938, endete die über zweihundertjährige Geschichte der Halberstädter Synagoge. Jzchak Auerbachs Vater, der letzte Halberstädter Rabbiner Hirsch Benjamin Auerbach, wurde in der Pogromnacht wie viele andere jüdische Männer abgeholt und zunächst ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Er hatte jedoch Glück, wurde freigelassen und organisierte die Flucht seiner Familie nach Palästina.

Obwohl die Auerbachs 1939 ihre Heimat verließen, blieb Halberstadt in der Familie lebendig. Für Jzchak Auerbach war die Stadt immer gegenwärtig, obwohl er sie als Säugling verlassen hatte.

„Wir haben alles erfahren, wie es war, die Synagoge, die Melodien. Und wir haben in Israel alles so fortgeführt, wie meine Eltern es in Halberstadt erlebt hatten. Obwohl meine Mutter aus Hamburg stammte und auch ihre Eltern. Aber irgendwie sind wir wie Halberstädter groß geworden.“

Walter Bolze / 9. August 1913 - 1. Januar 2001

Verleihung der Ehrenbürgerschaft im Jahr 1994

Walter Bolze ist ein Name, der untrennbar mit dem Wiederaufbau wichtiger Kirchen in Halberstadt nach dem Krieg verbunden ist.

Als Architekt und Dombauleiter leitete Walter Bolze nach dem Krieg die Restaurierungsarbeiten der zerstörten Halberstädter Kirchen. Bereits 1946 gründete er zusammen mit dem Institut für Denkmalpflege das Domleitungsbüro. Er war der Begründer der Dombauhütte und für die bedeutenden mittelalterlichen Sakralbauten Halberstadts im wahrsten Sinne des Wortes „der Mann der ersten Stunde“.

Neben der Restaurierung des Halberstädter Doms war Walter Bolze an der Wiederherstellung der schwer beschädigten Liebfrauenkirche und der Martinikirche beteiligt. Er betreute zudem viele kirchliche Gebäude in den Bezirken Magdeburg und Halle sowie im Bereich der Braunschweigischen Landeskirche. Auch die Dompropstei oder das Jagdschloss Spiegelsberge wurden unter seiner Leitung wiedererrichtet und rekonstruiert.

Im Jahr 1997 wurde Walter Bolze in der Dompropstei das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

© Jeannette Schroeder E-Mail

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