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BCKategorie 21.09.2015 09:27:53 Uhr | städtisches Museum

Halberstadt, Hasenpflug und Laschkewitz-Brehm

Reiselust, Entdeckerfreude und Sinn für schöne Dinge

[(c): Sammlung Städtisches Museum Halberstadt]
[(c): Sammlung Städtisches Museum Halberstadt]

2002 hat das Städtische Museum Halberstadt eine große Personalausstellung zum Werk des Malers Carl Hasenpflug (1802 bis1858) gezeigt. Der Künstler gehörte zu den bekanntesten Architekturmalern seiner Zeit und machte sich darüber hinaus mit spätromantischen Darstellungen einen Namen, seine Motive fand er auch im Harz und den Vorharzlandschaften. Er siedelte sich 1828 aus Berlin kommen in Halberstadt an und blieb bis zu seinem Tode in der alten Domstadt.

Im Ergebnis dieser, große Beachtung findenden Präsentation samt wissenschaftlichem Katalog, kam es zu einem ersten Kontakt mit Herrn Peter Laschkewitz, einem direkten Nachfahren des Künstlers.

Als ein erstes Ergebnis der Zusammenarbeit konnte 2003 eine Publikation zu einem Skizzenbuch Hasenpflugs herausgegeben werden, das in der Landesvertretung Sachsen-Anhalts in Berlin vorgestellt wurde. Das Skizzenbuch aus dem Jahre 1831 beinhaltet eine in Zeichnungen festgehaltene Reise durch die Besitzungen der Familie von Spiegel, dessen bekanntester Repräsentant Ernst Ludwig Christoph von Spiegel zum Deesenberg war, Domdechant in Halberstadt.

Im Jahre 2007 kam es zu ersten Gesprächen mit Peter Laschkewitz und seiner Frau, Dr. Gisela Laschkewitz-Brehm. Es ging um den Ausbau der an das Schraube-Museum in der Voigtei 48 angrenzenden Scheune für Ausstellungszwecke, die in einem Teil eine spätere Dauerausstellung mit ethnographischen Sammlungsstücken aus dem Besitz der Familie Laschkewitz beherbergen sollte.

Die 2012 fertig gestellte Ausstellungsscheune beherbergt heute einen 230 m² großen Sonderausstellungsraum.

Für interessante museumspädagogische Angebote ist eine große, nutzbare Museumsküche im Stil der Zeit um 1900 eingerichtet worden.

Der Ausbau der Scheune war nur möglich, weil die Familie Laschkewitz durch einen sehr namhaften Betrag die Grundlagen für die Erlangung weiterer Fördermittel legte und Peter Laschkewitz das Vorhaben aktiv begleitete.

Im Jahr 2012 förderte die Familie Laschkewitz die mit Sponsorenmitteln gefertigte Wanderausstellung, „Martin Luther – Lebens- und Reformationsgeschichte in Zinnfiguren-Diormen“. Sie ist dem Halberstädter Oberdomprediger Augustin gewidmet, dessen Luthersammlung den Grundstock für das Luther-Museum in Wittenberg bildete.

2015 finanzierte die Familie Laschkewitz eine weitere Publikation unter dem Titel „Carl Hasenpflug zwischen Berlin, Halberstadt und Wien - Reisebriefe aus dem Jahr 1842 “.

Seit Frühjahr 2007 suchte Familie Laschkewitz-Brehm nach einer Möglichkeit, ihre auf vielen Reisen zusammengetragenen Sammlungsstücke in einer Ausstellung zu präsentieren. Nun wird erstmalig eine Werkschau aus den zahlreichen Schätzen der Familie Laschkewitz-Brehm in der restaurierten Ausstellungsscheune gezeigt.


Das Skizzenbuch des Malers Carl Georg Adolf Hasenpflug - Eine Neuentdeckung

Hasenpflug wurde am 23. September 1802 als Sohn eines armen Berliner Schuhmachers geboren und bald schon zum väterlichen Beruf bestimmt. Die Not der Familie ließ ihn eine "kummervolle Jugendzeit" erleben, in der aber doch schon erste, tastende Versuche mit bemalten Papparbeiten, die er für den Berliner Weihnachtsmarkt fertigte und verkaufte, spätere Bestimmung andeuteten. Eine Krankheit in der Familie wurde Anlass der Entdeckung seines Talents durch den behandelnden Arzt. Durch dessen Vermittlung fand er als Neunzehnjähriger Aufnahme in der Werkstatt des Berliner Dekorationsmalers und Akademiemitgliedes Carl Wilhelm Gropius (1793-1870). Bei diesem und dem großen Gelehrten und Systematiker, Maler wie Architekten, Konservator und Restaurateur jener Zeit, Carl Friedrich Schinkel (1781-1841)- damals unmittelbarer Mitarbeiter Gropius’ - lernte unser Künstler im Studium nach dem Vorgang der berühmten Dioramen des Franzosen Daguerre mittels der Camera obscura das getreue Bautenbildnis und die Geheimnisse der perspektivischen Gesetze kennen.

Als Einundzwanzigjähriger erregte er erstmalig die Aufmerksamkeit der Berliner Kunstwelt und des preußischen Königs, der ihm Akademie- und Reisestipendien zuwandte. Sein Gemälde der Kathedrale zu Reims brachte ihm dann auch die Förderung des Königs, Wilhelm III., ein. Es folgten weitere Gemälde großer Kirchenbauten, darunter auch zwei Ansichten des Kölner Doms. Nach nur kurzem Besuch der Berliner Akademie geriet Hasenpflug jedoch in Gegnerschaft zu den dort herrschenden bürgerlich- feudalen Kunsttheorien und brach kurzerhand die Ausbildung ab, um sich seine Bildungs- und Bilderwelt stattdessen autodidaktisch von 1823 an in ausgedehnten Studienfahrten nach Böhmen und Thüringen, Süd- und Westdeutschland zu erobern. Mittel für solche Reisen gewann er aus dem auffälligen Interesse berühmter Sammler zeitgenössischer Kunst an den unterdessen entstandenen Bildern, die er auf den Ausstellungen der deutschen Kunstvereine zeigte. Dazu gehörte später besonders auch der Halberstädter Kunstverein (1834) und zu jener Zeit bereits dessen Begründer, der Domherr Werner Freiherr von Spiegel und der Apotheker Doktor Friedrich Lucanus, zu denen Hasenpflug bereits seit 1826 enge Verbindungen hatte.

1828 ließ sich Hasenpflug, beeindruckt vom Zauber der Domstadt und angetan vom geistig kulturellen Leben in Halberstadt nieder. Die Gemälde der späten Halberstädter Schaffensperiode zeigen eine ganz neue Auffassungsweise, zeichnen sich durch Originalität und Meisterschaft aus. Die jetzt entstehenden Darstellungen verlassener Klöster und Burgen, meist als Winterlandschaften, sind in Europa und der neuen Welt geschätzt.

Nach 30 Schaffensjahren in Halberstadt, starb Hasenpflug 1858 vor dem Burcharditore, im „Rosenschlösschen“, heute Braunschweiger Straße, an dem eine Gedenktafel an den bedeutenden Maler erinnert. Zu seinem Tode war im Halberstädter Intelligenzblatt am 17. April 1858 zu lesen: "Halberstadt hat in ihm einen grossen, reichbegabten Künstler verloren, wie vor ihm keiner hier gelebt hat, denn mit Hasenpflug wurde auch Halberstadt in allen Welttheilen genannt und Halberstadt konnte mit Stolz ihn den Seinen nennen." Seine Freunde sammelten Geld, um ihm in würdigem Andenken einen Grabstein zu setzten. So konnte am 7. Juni 1860 auf dem ehemaligen Domfriedhof ein stattliches Grabdenkmal errichtet werden, "in Form eines Altars im romanischen Stil mit vier Ecksäulchen, und dazu ein Motiv aus der Liebfrauenkirche gewählt, welches Hasenpflug oft für seine Bilder benutzt hat."

Es war nicht ungewöhnlich, in die Ausstellung Carl Hasenpflug - Wahrheit und Vision gerufen zu werden, die 2002 im Städtischen Museum Halberstadt gezeigt wurde, um mit Besitzern von Gemälden und Zeichnungen des Künstlers zu sprechen.

Nicht einmal selten, Nachfahren Hasenpflugs begrüßen zu können, die sogar aus Australien den Weg in die alte Domstadt fanden. Im Oktober, kurz vor Ende der Präsentation, kam es so zu einem Zusammentreffen mit einem Ehepaar aus Süddeutschland, die sich als Nachkommen des Malers vorstellten. Sie berichteten von einigen Zeichnungen und Gemälden aus Familienbesitz. Die Worte, "wir haben auch noch ein Skizzenbuch", wirkten elektrisierend. Bestand doch bis dahin die Annahme, dass der Nachlass Hasenpflugs 1945 bei Luftangriffen auf Stuttgart vernichtet worden war.

Sofort entstand der Wunsch, dem gerade erschienenen Katalog zur Ausstellung, der ersten umfassenden wissenschaftlichen Arbeit zu Carl Hasenpflug überhaupt, eine weitere Publikation mit dem Skizzenbuch aus dem Jahre 1831 als Grundlage folgen zu lassen.

Frau Dr. Antje Ziehr, durch ihre jahrelangen Forschungen, der Vorbereitung von Ausstellung und Katalog die profunde Kennerin des Hasenpflugschen Oeuvres, war gern bereit, sich dieser Aufgabe zu widmen. Sie konnte dabei wieder auf die Mitwirkung ihres Mannes, Dr. Wilhelm Ziehr, zählen.

Die finanzielle Basis des Publikationsvorhabens legte dankenswert die Öffentliche Versicherung Sachsen-Anhalt, ÖSA, deren Halberstädter Agentur Frank Grüning und der Vorstandsvorsitzende der Versicherung, Dr. Friedrich Leffler, Magdeburg sowie die NOSA, die Holding-Gesellschaft der Stadt Halberstadt.

Das einzige, bisher bekannte Skizzenbuch des großen deutschen Architekturmalers Carl Hasenpflug blieb erhalten, weil es jahrzehntelang bei Nachkommen in den USA und England auf-bewahrt und so nicht von den Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegsfolgen tangiert wurde. Das Städtische Museum nimmt mit dieser Publikation einmal mehr seine Aufgabe als regionales Geschichtsmuseum wahr und würdigt einen großen Maler des 19. Jahrhunderts, einen Wahl- Halberstädter, wie nicht ohne Stolz zu vermerken ist.

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Die Familie Schraube, das Grundstück in der Voigtei 48 und ihr Erbe
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© Simone Bliemeister