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BCKategorie 21.09.2015 09:27:53 Uhr | städtisches Museum

Der Deutsch Französische Krieg 1870/71 und die Schlacht von Mars la Tour

[(c): Städtisches Museum Halberstadt]

Das Zinnfigurendiorama im Städtischen Museum gehört zu den größten seiner Art in Sachsen - Anhalt. Es erzählt von einer zwölf Stunden währenden Schlacht des Deutsch - Französischen Krieges 1870/71. Das Diorama mit 3000 Zinnfiguren stellt einige Sekunden dieser Schlacht nach.

Nachgestellt ist der Moment als ungefähr 800 Halberstädter Kürassiere und Almärker Ulanen gegen die französische Infanterie und Artillerie zur Attacke übergehen. In der Nacht vom 15. auf den 16. August 1870 überschritten die preußischen Truppen unter Generalleutnant von Alvensleben nördlich von Metz die Mosel. In den frühen Morgenstunden trafen sie auf französische Einheiten. Im Glauben auf eine Nachhut der Franzosen getroffen zu sein, griffen sie an. Doch vor ihnen stand die gesamte Rheinarmee. Die 12. Kavalleriebrigade, unter Führung Major von Bredows, erhielt den Befehl zum Angriff, um Zeit zu gewinnen bis andere preußische Truppenteile nahten.

Die Magdeburger Kürassiere, die auf Grund des Kasernenstandortes auch die "Halberstädter" genannt wurden, und die 16. Ulanen griffen an. Achthundert Reiter stürzten sich in diesem Todesritt in die 1. französische Infanterie, die eine fast vierfache Übermacht besaß. Unter hohen Verlusten gelang dieser Überraschungsangriff und verschaffte den Preußen die notwendige Rückenfreiheit. Nach der Schlacht können sich nur noch 2 Schwadronen formieren.

Die Halberstädter Kürassiere waren von 1817 bis zur Auflösung ihres Regimentes am Ende des Ersten Weltkrieges in unserer Stadt stationiert. Weltberühmt wurden sie durch den sogenannten "Todesritt von Mars la Tour" im Deutsch - Französischen Krieg von 1870/71.

Hervorgehoben werden muss der Trompeter August Binkebank, der als letzter noch einsatzfähiger Trompeter des Regiments nach der Attacke zum Sammeln blasen sollte. Seine Trompete war aber zerschossen und brachte nur einen kläglichen Wimmerton hervor. Diese Episode aus der Schlacht machte August Binkebank schlagartig berühmt. Seine Trompete ist in der Ausstellung zu sehen. August Binkebank verstarb noch sehr jung im Jahre 1878 an seiner damals noch fast unheilbaren Krankheit, Tuberkulose, in Halberstadt.
Die Korrespondenzausstellung gibt Einblicke in die gesamte Historie dieser Zeit.

Die Trompete von Mars la Tour
Auf dem Schlachtfeld zerschossen, später gelötet und wieder in Dienst gestellt. Als man sich des Memorialwertes der Trompete bewusst wurde, erneut durchschossen und als Reliquie des Regiments aufbewahrt. Ab 1929 in der Ruhmeshalle der Paulskirche aufbewahrt. Im zweiten Weltkrieg Auslagerung und später Kriegsbeute der Amerikaner. Von den Amerikanern entwendet und damit vor einem ungewissen Schicksal bewahrt, durch Herrn Trompler, einem gebürtigen Halberstädter, der heute in Berlin lebt. Er übergab die Trompete dem damaligen Superintendenten Sänger. Dieser gab das Instrument  später an seinen Sohn zur weiteren Aufbewahrung. Herr Sänger jun. , Pfarrer in Wernigerode, bewahrte die Trompete während der DDR-Zeit auf, weil sie in dieser Zeit in der offiziellen Politik als „ Sinnbild des preußischen Militarismus“ keinen Stellenwert besaß und eine Offenlegung des Vorhandenseins dieses Instrumentes eventuell dessen Vernichtung hätte bedeuten können. Nach der Wende übergab Herr Sänger die Trompete Binkebanks dem Städtischen Museum Halberstadt. Die Trompete wurde dann der Auslöser über eine umfassendere Darstellung der Halberstädter Kürassiere nachzudenken.

August Binkebank...
wurde am 12. Juli 1845 in Osterwieck geboren. Mit 19 Jahren trat er als Freiwilliger in das Kürassierregiment Nr. 7 in Halberstadt ein. 1866 nahm er mit seinem Regiment am Kriege gegen Österreich teil. Berühmt wurde er im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 durch die Attacke der Halberstädter Kürassiere und Altmärker Ulanen in der Schlacht bei Vionville-Mars la Tour am 16. August 1870, als er als letzter verfügbarer Trompeter des Regimentes, mit einer zerschossenen Trompete, nach dem verlustreichen Angriff, zum Sammeln blies. Durch die Strapazen des Krieges hatte er sich jedoch ein schweres Leiden zugezogen (wahrscheinlich Tuberkulose), das ihn zwang, schon bald nach Friedensschluss, den Dienst zu quittieren. Die kärgliche Pension reichte aber nicht, um der Familie des einstmals gefeierten Helden ein einigermaßen erträgliches Leben zu sichern. Die Redaktion der Zeitschrift ,,Gartenlaube“ erlässt 1873 einen Aufruf in dem sie um eine Stelle nachsucht, in der der brustkranke Invalide Binkebank noch etwas zum Lebensunterhalt der Familie beitragen kann. Die Wirkung war über Erwarten groß. Der Rittergutsbesitzer Dietze auf Pomßen bei Grimma bot Binkebank auf seinem Rittergut eine Stellung, die es ihm ermöglichte, den Rest seines Lebens sorgenfrei zu verbringen. Darüber hinaus erließ der Redakteur des, Halleschen Courier¶ Dr. Schwetschke, einen Geldsammlungsaufruf für den Veteranen. Im Ergebnis dieser Sammlung erhielt August Binkebank die stattliche Summe von 608 Talern und 20 Reichsgroschen. Nichts konnte jedoch seine fortschreitende Krankheit mehr aufhalten. Er starb am 22. Mai 1879 und wurde auf dem Friedhof zu Halberstadt beigesetzt.

© Simone Bliemeister