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Halberstadt als Domstadt

[(c): Städtisches Museum Halberstadt]
[(c): Städtisches Museum Halberstadt]

Bistumsgründung

Als östlichstes Bistum des karolingischen Reiches entstand um 804 das Halberstädter Bistum.

Ihm kam eine gewichtige Rolle bei der Christianisierung und der Sicherung der Reichsgrenzen zu. Räumlich umfasste das Bistum ein Areal, das sich von der Aller bis zur Oker erstreckte und in seiner Größe etwa der des heutigen Landes Sachsen-Anhalt, westlich der Elbe, gleichkam. Die Halberstädter Bischöfe waren einflussreiche und mächtige Stützen der königlichen und kaiserlichen Herrscher, zugleich auch Stadtherren und später Territorialfürsten. Das Bistum Halberstadt bestand 844 Jahre und wurde 1648 als Fürstentum Bestandteil des Kurfürstentums Brandenburg.

Eine Urkunde seines Nachfolgers Ludwig des Frommen aus dem Jahre 814, in der jener Bischof Hildegrim von Chalon sur Marne, der zugleich auch erster Vorsteher des Bistums Halberstadt war, alle durch seinen Vorgänger verliehenen Privilegien und Rechte des Bistums bestätigt, ist der indirekte Beweis für die Gründung des Bistums Halberstadt durch Kaiser Karl den Großen.
Schon kurze Zeit nach Gründung des Bistums gehörten die Halberstädter Bischöfe zu den mächtigsten geistlichen Würdenträgern des Reiches.

859 erfolgte die Weihe des ersten Halberstädter Domes. Halberstadt wird zum Zentrum des Harzgaues, wichtige Fernstraßen kreuzen das Gebiet, dicht besiedelt ist dieses fruchtbare Land.

Unmittelbar nach der Unterwerfung der Sachsen gründete Karl der Große im Jahre 804 das Bistum Halberstadt. Diese erste Gründung im mitteldeutschen Raum war zugleich östlichstes Bistum des karolingischen Reiches.


Domburg

Der Domplatz (Domburg) liegt auf einer natürlichen Flussterrasse. Er erstreckt sich etwa über 600 Meter in der Länge und hat eine Breite von rund 150 Metern. Seine Gesamtfläche beträgt heute rund 90.000 m². Das er in früheren Zeiten einmal befestigt war, lässt sich trotz jahrhundertelanger Umgestaltungen noch heute gut erkennen oder zumindest erahnen.

Der Nachweis von insgesamt vier zeitlich aufeinander folgenden Befestigungsanlagen konnte im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt nach den Zerstörungen des Jahres 1945 erbracht werden. Die Türme des Domes und der Liebfrauenkirche markieren auf dem Domplatz die Lage der Domburg, den früheren Sitz der Bischöfe von Halberstadt. Von dieser Burg sind nur wenige Spuren erhalten geblieben. 

Bald nach dem Bau einer ersten christlichen Missionskirche auf dem östlichen Domplatz gegen Ende des 8. Jh. erfolgte die Erhebung zum Bischofssitz. Mit dem Aufstieg zu einem geistlichen Zentrum der Region begann der Ausbau des natürlichen Plateaus zu einer gesicherten Burganlage.

Von den ursprünglich fünf Zugängen zur Domburg sind heute noch vier erhalten geblieben. An der Südseite des Platzes befindet sich der älteste Hauptzugang zur Burg. Hier, in der Straße "Unter den Zwicken", zwischen dem Renaissancebau der Dompropstei und dem neoromanischen Gebäudekomplex der Post, stand das 1361 als "Duestern dore" erwähnte "Düstere Tor". Ein weiterer Zugang, das Drachenloch, befindet sich an der Südwestseite des Platzes, dicht südlich der Liebfrauenkirche. Es wurde 1385 als "dore by unser Frowen" bezeichnet. Seit dem 19. Jh. wird es Drachenloch genannt. Der Überlieferung nach wurde durch dieses Tor während des Mittelalters im Rahmen eines Spieles der Drache als Symbol des Winters aus der Burg vertrieben. Ein Flügel dieses Drachens befindet sich heute noch im Domschatz. Im Norden, rechts vom Petershof, befindet sich die Peterstreppe. Sie wird 1278 als "areas sub gradu s. Petri" erwähnt und stellte die Verbindung von der Burg zum bischöflichen Vogteigebiet her. Im mittleren nördlichen Bereich des Domplatzes befindet sich das Tränketor. 1339 wird es als "drenkedore in der borch" beschrieben. Ein weiterer Zugang war die Burgtreppe.

Großartige Sakralbauten, wie der 859 geweihte karolingische Dom, sein 992 geweihter ottonischer Nachfolgebau und der 1236 begonnene und 1491 geweihte gotischen Dom prägten die Ostseite der Domburg. Auf der Westseite kamen im 11. und 12. Jh. die Vorgängerbauten der Liebfrauenkirche und des Bischofspalastes Petershof hinzu. Der östliche Teil des Domplatzes wurde über Jahrhunderte als Friedhof genutzt.


Domkapitel

Hinweise auf eine Klausur gibt es seit 923. Aus späterer Zeit können Bibliothek und Archiv, Choralei (Schule), Kapitelsaal, Ständestube, Küche, Korngebäude, Badestube und Domkeller mit gemeinsamem Speisesaal nachgewiesen werden.

Die Kleriker (Kanoniker) unterstützten den Bischof bei allen liturgischen Handlungen im Dom und bei der Verwaltung des Bistums. Unter seiner Aufsicht lebten sie in einer klosterähnlichen Gemeinschaft zusammen (vita communis). In den täglichen Versammlungen wurden einzelne Kapitel der Regel, nach der die Gemeinschaft lebte, vorgelesen. Die Bezeichnung ging später auf den Ort der Versammlung (Kapitelsaal) und auf die Mitglieder (Kapitulare) selbst über. Aus den ursprünglich vom Bischof abhängigen Kollegien entstanden ab dem 12. Jahrhundert selbstständige Körperschaften mit Statut, Siegel und Eigentum. Die Kapitulare erhielten eine kirchliche Versorgung (Pfründe/Präbende), zunächst in Form von Naturalien und später in Geld. Sie verließen die klösterliche Gemeinschaft und residierten in repräsentativen Häusern (Kurien) mit eigenem Hausstand und Personal. Aus dem 18. Jahrhundert sind noch einige Kurien am Domplatz erhalten. 

Die Mitgliedschaft im Domkapitel war häufig dem Adel vorbehalten. Kanonikate (Domherrenstellen) waren sehr begehrt, da sie Wohlstand und hohes Ansehen garantierten. 

Nach der Durchsetzung der Reformation am Domstift (1591) blieben vier katholische neben 16 evangelischen Domherrenstellen bestehen. Mit der Aufhebung des Bistums verlor das Kapitel seit 1648 alle landesherrlichen Hoheitsrechte, behielt aber Satzungsautonomie und Mitspracherecht. Oberster Landesherr waren nun die Kurfürsten von Brandenburg und späteren Könige in Preußen.

Exponate - wie Urkunden, ein Domstiftskalender von 1784 sowie Graphiken berühmter Persönlichkeiten - und Texttafeln führen den Besucher in die Geschichte des Domkapitels ein, der Schwerpunkt der Präsentation liegt auf dem 18. Jahrhundert, in dem Ernst Ludwig Christoph Spiegel zum Diesenberg die Geschicke des Domkapitels über 30 Jahre lenkte. Als Dechant - Aufseher - des Domkapitels gehörte er zu den ranghöchsten Persönlichkeiten der Stadt.

© Simone Bliemeister E-Mail