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Der 8. April 1945. Erinnerung von Dr. Hanna Spiller „Für Ingetraud“
"Es gibt eine Fotografie, darauf sieht Ingetraud mich an. Sie beugt sich in einem weißen Spitzenkleid zu mir und lächelt. Ich bin ein halbes Jahr alt. Ingetraud war das einzige Kind der Schwester meiner Mutter.
Wenn sich etwas nicht wiederholen soll, muss man mit den Kindern und Enkeln sprechen. Ich bin das Kind, mit dem gesprochen wurde.
Ingetrauds schwarze Zöpfe flogen, wenn sie in den letzten Kriegsjahren unter dem Geheul der Sirenen vom Lyzeum zur Antoniusstraße rannte. Die Angst trieb ihren ganzen Körper und sie war so schnell, dass sie es immer schaffte. Sie rief kurz in das Geschäft: „Ich bin schon in der Franzosenkirche“ und war weg. Vater und Mutter hatten in der Fleischerei immer noch zu tun, bevor sie abschließen konnten.
Die Häuser an der Franzosenkirche besaßen zwar Kellergewölbe aus Sandstein, aber der Keller der Franzosenkirche war als Luftschutzraum für die Straße bestimmt worden.
Ingetraud war im März 1945 aus der bombengefährdeten Stadt gebracht worden. Auf einem Lastwagen waren alle wichtigen Gegenstände und der wertvolle Besitz geladen. Am wichtigsten erschien, dass Ingetraud und die einjährige Hanna mit Mutter Dege im Harz waren. Der Harz aber war zur Festung erklärt worden und in Halberstadt wurde voll Sorge die Entwicklung beobachtet
Am 6. April kam ein befreundeter Fleischermeister ins Geschäft und sagte: „Otto, du kannst dein Mädchen doch nicht allein den Soldaten im Harz überlassen. Hole sie zurück!...“
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8. April 1945 - Apokalypse Erinnerung (Dr. Hanna Spiller, geb. Dege) Für Ingetraud |
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