Aktuelles

weitere Aktuelle Meldungen

BCKategorie 21.09.2015 09:27:53 Uhr

Rede des Stadtratspräsidenten Dr. Volker Bürger

 


Meine Damen und Herren,
der Überfall rechtsradikaler Schläger auf Mitglieder des Nordharzer Städtbundtheaters in der Nacht vom 9. Juni verlangt auch von diesem Stadtrat eine Stellungnahme.

Ich bin der festen Überzeugung, in unser aller Namen zu sprechen , wenn ich sage, der Stadtrat der Stadt Halberstadt verurteilt aufs Schärfste diesen brutalen Überfall, und unser aller ehrliches Mitgefühl galt und gilt den betroffenen Mitgliedern des Theaterensembles, die körperlich aber auch seelisch von einem braunen Mob schwer misshandelt wurden.

Der Oberbürgermeister und ich haben noch im Krankenhaus den Betroffenen unser aller Anteilnahme versichert und unsere Abscheu über diesen Menschen verachtenden Überfall zum Ausdruck gebracht.
Viele Halberstädter haben sich in diesem Sinne ebenso in den vergangenen Tagen in der Presse geäußert. Tagelang war unsere Stadt mit diesem, ohne wenn und aber, zu verurteilenden Überfall in den nationalen und auch internationalen Medien mit negativen Schlagzeilen vertreten.
Viele Halberstädter waren entsetzt über diese Tat, aber ebenso betroffen darüber, dass bei aller Emotionalität, die solch einer aufwühlenden Straftat folgt, nicht kritisch aber ehrlich sondern unfair und oberflächlich mit unserer Stadt und ihren Bürgern in manchen Medienkommentaren umgegangen wurde.
Einwohner unserer Stadt wurden an Leib und Seele schwer geschädigt, aber die gesamte Kommune und alle Bürger dieser Stadt, ja der ganzen Region, mussten einen schweren Schaden in ihrem Ansehen hinnehmen. Das sind die zwei Seiten ein und der selben Medaille. Und das zeigt und fordert, wir alle sind aufgerufen, diesem Gedankengut entgegenzutreten.

Wir müssen uns vor Augen halten: Hier ging es nicht um eine Wirtshausschlägerei, auch die wäre zu verurteilen, es ging hier auch nicht um ein paar angetrunkene Jugendliche, die mit vom Alkohol umnebelten Hirnen nicht wussten, wo sie mit ihrer Kraft hin sollten. Nein, hier hat die Intoleranz gegen anders Aussehende, anders Denkende, hier hat die Menschverachtung und die Ablehnung demokratischer Normen und Spielregeln das Zepter geschwungen. Hier hat der braune Mob mit seiner dummen, aber gefährlichen Ideologie gewütet und wir müssen erkennen, dass auch unsere Stadt wie so manch andere Kommune ein Problem mit Neonazis hat.

Darauf kann es nur eine Antwort geben: Zusammenschluss aller demokratischen Kräfte und Bürgerengagement mit Null Toleranz gegen diesen Ungeist in unserer Stadt. Aber wir dürfen auch fordern, dass der Staat, der das Machtmonopol übertragen bekommen hat, dies durch seine Vertreter in Polizei und Justiz in aller Konsequenz und Härte im Interesse der Bürger nutzt.
Und ich meine, dies zu sagen hat nichts mit Populismus zu tun und auch nichts damit, dass man Verantwortung und Engagement auf Institutionen abschieben will. Wir Halberstädter haben es tagtäglich an vielen Stellen in unserer Stadt vor Augen, wohin vor nunmehr fast 65 Jahren dieser braune Ungeist geführt hat. Wir brauchen nicht in die Ferne zu schauen, wir haben nicht vergessen, dass hunderte Halberstädter in den Konzentrationslagern und im Bombenhagel mit ihrem Tod für diese zutiefst inhumane und intolerante Ideologie haben zahlen müssen, und unsere Stadt versank in seiner Folge in Schutt und Asche.

Gemeinsam sind wir alle aufgerufen, uns entschieden für Toleranz und gegen Gewalt - egal aus welcher Richtung - einzusetzen. Die Arbeit und die Bemühungen des Bürgerbündnisses gegen Gewalt in unserer Stadt, aber besonders auch die Aktivitäten von Jugendlichen und Schülern verschiedener Halberstädter Schulen setzen Zeichen und machen Mut. Sie zeigen, wir wollen in unserer Stadt kein braunes Gedankengut und keine Gewalt, wir wollen ein Halberstadt der Toleranz, der Solidarität und der Weltoffenheit, aber das muss zu manchem Zeitpunkt auch aktiv erstritten werden.

Dr. Volker Bürger
Präsident des Stadtrates Halberstadt

Zurück