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Das Leben der Catharina Linck

Catharina Margaretha Linck wurde 1687 in Gehofen, im heutigen Thüringen geboren. Ihre Mutter, eine „Soldatenfrau“, nach dem frühen Tod ihres Mannes schwer verarmt, suchte 1696 mit ihrer gerade neun Jahre alten Tochter Zuflucht im frisch gegründeten Waisenhaus von August Hermann Francke in Glaucha bei Halle - (Heute die Franckeschen Stiftungen).

Im Waisenhaus in pietistischer Zucht aufgewachsen, durchlebte Catharina Margaretha Linck eine strenge, nur auf Gebet und Arbeit ausgerichtete Erziehung. Nach mindestens einem verbürgten Ausbruchsversuch aus dem Waisenhaus lernte sie bei einem Knopf- und Kattundrucker, wenn auch nicht als vollwertiger Lehrling, sondern als einfache Dienstmagd. Mit 15 Jahren zog sie zum ersten Mal Männerkleider an und lebte von da an (kleine Intermezzi ausge-nommen) als Mann. Als solcher schloss sie sich einer, von einer Frau geleiteten, radikalpietistischen Gruppe von Wanderpredigern an, wurde auf den selbst erfundenen Namen Anastasius Lagrantinus Rosenstengel getauft und zog mit dieser „freikirchlichen“ Gemeinschaft als Prophet über Land.

Wir wissen nicht, was die Beweggründe dafür gewesen sein mögen, dass Catharina Linck / Anastasius Rosenstengel einem Kaufmann prophezeite, er könne über das Wasser gehen. Klar ist, dass dieser Zwischenfall, der leicht tragisch hätte enden können, das Ende der Prophetenzeit besiegelte. Nicht klar ist, ob die Flucht von Catharina Margaretha Linck vielleicht auch damit zu tun hatte, dass sie als „falscher Mann“ enttarnt wurde.

Das weitere Leben von Catharina Linck liest sich wie ein Schelmen- oder Abenteuerroman. Alles Überlieferte zeugt von Gewieftheit, Mut und dem ungeheuren Überlebenswillen einer bemerkenswerten Frau. 1705 heuerte Catharina Linck bei den Truppen des Kurfürstentums Hannover als Musketier an und kämpfte sieben Jahre lang im Spanischen Erbfolgekrieg unerkannt als Mann. Sie ging mit den Soldaten zu den Huren, konnte durch einen selbstgebauten Lederdildo im Stehen urinieren und verdingte sich Dank ihrer guten Schulbildung als Schreiber. Mehrmals entging sie nur knapp der Hinrichtung.

1717 kam Anastasius Lagrantinus Rosenstengel / Catharina Linck nach Halberstadt und fand im Frühjahr bei einem Strumpfwirker Anstellung. Dort, in Halberstadt, begegnete er / sie Catharina Margarethe Mühlhahn und wurde mit dieser am 12. September 1717 in der St. Pauls-Kirche Halberstadt durch Pastor Israel Clauder verheiratet. Damit war Linck als der Mann Rosenstengel in Halberstadt etabliert, reiste aber, um zu Geld zu kommen mit seiner (ihrer) Frau weiter nach Münster und Helmstedt, wechselt mehrfach die Konfession (wofür die Kirchen Prämien auszahlten) und kehrte schließlich mittellos nach Halberstadt zurück. Enttarnt und angezeigt wurde sie, wurde er, durch die Schwiegermutter. Ein Umstand, der letzten Endes nach einem langen Prozess zu seiner – zu ihrer Hinrichtung am Fischmarkt in Halberstadt führte.

Vor ihrem Tod soll sie auf die Frage, wie sie ihre eingestandenen Verbrechen vor Gott und den Menschen rechtfertigen wolle, gesagt haben: „Wenn Sie auch schon aus dem Wege geraümet würde, so bliebe doch dergleichen.“

© Jeannette Schroeder E-Mail

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