Provenienzforschung im Städtischen Museum
Überregionales Forschungsprojekt gestartet
In der SBZ/DDR gelangten Gegenstände aus Enteignungen und anderen Entzugsvorgängen oft in Museen der zuständigen Städte und Kreise. Das Forschungsprojekt nimmt deshalb die Bildung, Dokumentation und Profilierung von Sammlungsbeständen in stadt- und regionalgeschichtlichen Museen in den Blick. Es verfolgt die für die Provenienzforschung zentrale Frage, wie und gemäß welchen legislativen Vorgaben und Richtlinien entzogenes Eigentum in den Museen inventarisiert, dokumentiert und ggf. im Zug der Profilierung an andere Häuser abgegeben, verkauft oder gar vernichtet wurde.
Im Zentrum der Studie steht die 1954 gegründete, dem Ministerium für Kultur unterstellte und von Heinz Arno Knorr geleitete Fachstelle für Heimatmuseen der DDR in Halle (Saale). Sie war das zentrale Anleitungsorgan für die 465 Heimatmuseen in der DDR. Heinz Arno Knorr nahm durch die Fachstelle nicht nur entscheidenden Einfluss auf die inhaltliche Gestaltung der Museen, sondern er setze 1957 mit den sog. Knorr-Standards auch einheitliche und in der ganzen DDR gültige Inventarisierungsmethoden durch, die zum Teil noch heute Anwendung finden. Hiervon ausgehend soll anhand des Städtischen Museums Halberstadt und einiger anderer konkreter Beispiele in Sachsen-Anhalt und auf breiter Quellengrundlage der Umgang mit Gegenständen aus Kulturgutentzugskontexten in musealen Sammlungen untersucht werden, um aus dieser „Innenansicht“ verallgemeinerbare Rückschlüsse für die praktische und objektbezogene Provenienzforschung ziehen zu können.
Projekt: Arbeit und Einfluss der Fachstelle für Heimatmuseen insbesondere unter Heinz Arno Knorr bei der Bestandsbildung, Bestandsdokumentation und Bestandsprofilierung musealer Sammlungen in der SBZ/DDR im Gebiet des heutigen Landes Sachsen-Anhalt
Laufzeit: 24 Monate (ab 01.07.2023)
erstmalige Kooperation
Das Projekt hat zum Ziel, die Bildung, Dokumentation und Profilierung von Sammlungsbeständen in stadt- und regionalgeschichtlichen Museen in SBZ und DDR zu untersuchen, um Gegenständen aus Enteignungen und anderen Entziehungsvorgängen von 1945 bis 1990 auf die Spur zu kommen. Am Beispiel des Städtischen Museums Halberstadt und weiterer Museen in Sachsen-Anhalt soll die Frage geklärt werden, wie und aufgrund welcher legislativen Vorgaben mit Gegenständen aus Kulturgutentzugskontexten umgegangen wurde.
Im Fokus steht dabei die dem Ministerium für Kultur unterstellte Fachstelle für Heimatmuseen in Halle (Saale) unter der Leitung von Heinz Arno Knorr, die seit ihrer Gründung 1954 maßgeblich Einfluss auf das Museumswesen der DDR ausgeübt hatte. Die Museen wurden durch die Fachstelle zum einen inhaltlich stark gestaltet, zum anderen wurden 1957 mit den „Knorr-Standards“ einheitliche Inventarisierungsmethoden eingeführt, die zum Teil heute noch Anwendung finden. Knorr war die zentrale Figur des ab 1952 mehr und mehr zentralistisch organisierten Museumswesens in der DDR. Sein Wirken soll im Forschungsprojekt erstmalig umfassend und auf breiter Quellengrundlage dargestellt und für die Provenienzforschung zu Entzugskontexten in der SBZ/DDR nutzbar gemacht werden.
Daraus folgend wird die praktische Umsetzung der Dokumentation vor allem der heute kritisch zu bewertenden Herkünfte in den Museen recherchiert. In dem Städtischen Museum Halberstadt, dem Kreismuseum Bitterfeld, dem Stadtmuseum Halle und dem Kulturhistorischen Museum Magdeburg werden verfügbare Unterlagen wie Inventarbücher, Korrespondenz, Protokolle etc. die Quellengrundlage bilden. Zeitzeug:innengespräche mit ehemaligen Mitarbeiter:innen aus dem Museums- und Kulturbereich sollen einen Eindruck von der konkreten Praxis in den jeweiligen Häusern geben. Des Weiteren folgen Recherchen u. a. im Bundesarchiv, um etwa Rückschlüsse auf die Rolle des Staatlichen Kunsthandels der DDR ziehen zu können. Durch die breite Quellenforschung in den Museen sollen verallgemeinernde Erkenntnisse für die praktische und objektbezogene Provenienzforschung gewonnen werden.
Ansprechpartnerinnen für das Projekt:
Dr. Antje J. Gornig - Projektleiterin
Direktorin Städtisches Museum und Stadtarchiv Halberstadt
Tel.: 03941-551470
Antje.gornig@halberstadt.de
Dr. Claudia Brandt
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel.: +49151-14372722
claudia.brandt@halberstadt.de
Kristin Houschka, M.A.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel.: +49151-61598100
kristin.houschka@halberstadt.de