Kulturgut bewahren
Sammeln, Forschen, Bewahren und Ausstellen sind die Grundfunktionen eines jeden Museums. Sie sind untrennbar miteinander verbunden. Die Sammlungen sind das Herzstück des Museums, aus dem sich Qualität und Möglichkeiten der Museumsarbeit ergeben. Die Sammlungsarbeit entsprechend des Museumsprofils bedingt die nachfolgende Forschung. Beide Funktionen sind Grundlagen der Ausstellungstätigkeit. Die Bewahrung der Sammlungen ist eine ständige Aufgabe zur Erhaltung des Exponatebestandes.
Die Sammlungsbreite eines regionalgeschichtlichen Museums wie dem Städtischen Museum Halberstadt ist außerordentlich. Sie ist kulturelles Spiegelbild der Region, der Stadtgeschichte und dokumentiert wichtige Aspekte der politischen, ökonomischen und künstlerischen Entwicklung. Sie beginnt mit den ersten Spuren der Besiedlung und endet in der jeweils unmittelbaren Gegenwart.
Insgesamt ist ein Exponatebestand von über 130.000 Stücken, in gut 50 Sach- und Untergruppen gegliedert, zu bewahren. Sie fassen Bestände wie Münzen und Zahlungsmittel, Orden und Ehrenzeichen, Urkunden und Dokumente, Gemälde und Skulpturen als auch Möbel, Plakate, Militaria, Trachten und Uhren zusammen.
Hinzu kommen "geschlossene Bestände", wie das Erbe von Margarete Schraube, Vertreterin einer gutbürgerlichen Familie des 19. Jahrhunderts, eine Handschuhmacherwerkstatt, ein Frisiersalon aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts oder zwei historische Apothekeneinrichtungen.
Forschen
Der Kompetenzstandort Archäologie kann auf reichhaltiges Fundmaterial zurückgreifen. Mit stadtarchäologischen Aktivitäten hatte das Städtische Museum Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts im kriegszerstörten Halberstadt seine Forschungstätigkeit in der Nachkriegszeit begonnen. Hervorzuheben sind die Untersuchungen im Bereich der Domburg. Der Modellstadtstatus zur Stadtsanierung von Halberstadt führte zu einem umfangreichen Baugeschehen. Unter der Leitung des Städtischen Museums wurden von 1992 bis 1998 umfangreiche Ausgrabungen im Stadtzentrum durchgeführt. Insgesamt waren es 23 Grabungen, darunter neun größere Flächengrabungen.
Als Kompetenzstandort Regionalgeschichte befassten sich die Mitarbeiter mit Forschungen zur Geschichte Halberstadts als Bistum als Hochstift, dem Fürstentum Halberstadt und Halberstadt als Hauptstadt des Saale - Departements im Königreich Westfalen. Der reichhaltige Fundus zur industriellen und verkehrserschließenden Entwicklung Halberstadts ab dem 19. Jahrhundert ermöglichte eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Zeitraum von 1830 bis 1870, im Ergebnis entstand ein neuer Ausstellungsabschnitt im Städtischen Museum.
Forschungsergebnisse zu den Napoleonischen Befreiungskriegen, zum Vormärz und zur Geistes-, Kultur- und Garnisonsgeschichte Halberstadts im 19. Jahrhundert sowie Kooperation mit dem Departement Metz zum Deutsch - Französischen Krieg von 1870 –1871 ermöglichten auch hier die Erneuerung der ständigen Ausstellungsbereiche.
Im Rahmen der Überarbeitung des historischen Stadtmodells und dem Erhalt eines weiteren Modells des kriegszerstörten Halberstadts konnten Forschungen zur Stadtentwicklung, Stadtplanung, Stadterweiterung und zum Wiederaufbau erfolgen.
Das Museum ist gleichzeitig Kompetenz -und Koordinierungsstandort der Forschungen zu Carl Hasenpflug (Halberstadt 1828 – 1858) mit nationalen und internationalen Kontakten.
Analog zu den Ausstellungsthemen wurde Sammlungsgut zu folgenden Ausstellungen wissenschaftlich bearbeitet:
1998, der Katalog zur Walter Gemm Ausstellung
2002, der Katalog zur Carl Hasenpflug Ausstellung,
2004, der Katalog zur Ausstellung, Halberstadt das erste Bistum Mitteldeutschlands, 804 – 1648
Ebenfalls gehören Restaurierungen von bedeutenden Sammlungsexponaten, einhergehend mit umfangreichen Recherchen zu den Aufgaben des Städtischen Museums, so wie bei der Wappentafel der Schneidergilde, die im Museum erhalten, 2008 restauriert werden konnte.
Sammeln
Mit der Einrichtung des Städtischen Museums vor 100 Jahren wurden die, an verschiedenen Standorten vorhandenen städtischen Sammlungen zusammengefasst. Hinzu kamen zahlreiche private Bestände, wie die des 1829 gegründeten „Halberstädter Kunstvereins“, des 1894 ins Leben gerufenen „Naturwissenschaftlichen Vereins für Halberstadt und Umgebung“, ethnographische Stücke afrikanischer und asiatischer Kulturen sowie eine große Anzahl archäologischen Fundmaterials.
Alles zusammen wurde fortan in der vormaligen von Spiegelschen Kurie an der Domnordseite in einer Schausammlung präsentiert.
Das Interesse der Stadtverwaltung und der Bürger an der Geschichte ihrer Stadt und der Vorharzregion ermöglichte einen kontinuierlichen Ausbau der Sammlungen bis zum Zweiten Weltkrieg. Sie wurden zunächst, den damaligen Gepflogenheiten entsprechend, nahezu vollständig öffentlich gezeigt.
Teile des Bestandes, so eine bedeutende Münz- und Trachtensammlung gingen am Ende des Krieges verloren. Die Waffensammlung des Museums fiel der „Entmilitarisierung“ Deutschlands zum Opfer. Ebenso schwerwiegend waren die Schäden an Sammlungsgut, die durch das zerstörte Dach eintraten, vor allem aber der Informationsverlust zu Exponaten, der in der Folge der Aufräumarbeiten sowie von Dokumentationen entstanden.
Der Sammlungsbestand des Städtischen Museums gliedert sich entsprechend des Profils der Einrichtung als regionalgeschichtliches Museum in zwei große Bereiche. Die archäologische Sammlung mit den Teilen Ur- und Frühgeschichtliche der Region sowie der Stadtarchäologie und die Sammlung zur Kulturgeschichte ab dem Mittelalter bis zur Gegenwart. Zu den Sachzeugen zur Kultur- und Lebensweise, zur politischen und ökonomischen Entwicklung der Stadt und der Region in den verschiedenen Zeitabschnitten gehören natürlich auch Sammlungsbestände von Kunstwerken wie Zeichnungen, Druckgrafik, Gemälde und Skulpturen.
Insgesamt sind die Sammlungsbestände in über 50 Sach- und Sachuntergruppen gegliedert.
Die zeitliche Dimension des ebenso breit gefächerten wie regional bezogenen Sammlungsbestandes erstreckt sich von ersten steinzeitlichen Besiedlungsspuren vor gut 100.000 Jahren bis zu Dokumenten der Bundestagswahl im September 2005 bis in die heutige jeweils aktuelle Zeitepoche.
Die Größe der Exponate reicht von den wenige Millimeter großen Schmuckperlen des „Fürstenschatzes von Emersleben“ aus dem 3. Jahrhundert bis hin zum Barockschrank des 18. Jahrhunderts. Das schwerste Exponat, der geborgene Rest einer mittelalterlichen Glockengussanlage, wog bei seiner Anlieferung fast 4 Tonnen.
Der museale Wert der Exponate ergibt sich in erster Linie aus der Aussagekraft, aus dem Bezug zur Stadt- oder Regionalgeschichte. So stehen dem materiellen Wert hochkarätiger archäologischer Funde, Gemälden, Skulpturen oder Münzen unscheinbare aber spezifische Exponate wie das blecherne Sprachrohr der Wächter der Martinitürme oder das Waffentypologisch nicht einzuordnende „Schwert“ zur Sage der Liebfrauenkirche gegenüber.
Museumsbibliothek
Mit der Museumsgründung durch den Museumsausschuss, insbesondere Stadtrat Sinnig, wurde die Bibliothek im Städtischen Museum vor über 100 Jahren eingerichtet. Der historische Bestand hat seither durch antiquarischen Ankauf und durch Schenkungen eine deutliche zahlenmäßige und inhaltliche Erweiterung erfahren. Er ist durch aktuelle Publikationen mit jeweils neuestem Forschungsstand zu den relevanten Themen erweitert worden.
Hinzu kommt spezifische Fachliteratur für Museen, z. B. Vergleichsliteratur, Kataloge oder archäologische Publikationen und natürlich die eigenen Veröffentlichungen sowie Bestände aus Schriftentausch. Vor allem aber sind es die Schenkungen von Halberstädtern und ehemaligen Bewohnern unserer Stadt die eine ständige Sammlungsvergrößerung ermöglichen.
Etwa 12.000 Publikationen sind verschlagwortet, darunter allerdings zahlreiche wichtige Einzelaufsätze aus Bänden wie der Harz-Zeitschrift für den Harzverein für Geschichte und Altertumskunde oder Harz und Bruch (alt und neu), die Hilariusblätter und der Schriftenreihe Nordharzer Jahrbuch.
Als unverzichtbarer Bestandteil für eine qualifizierte Arbeit der Mitarbeiter und als historische Sammlung zur Geschichte der gesamten Region für Forscher und geschichtlich interessierte Menschen ist die Bibliothek des Städtischen Museums von großer Bedeutung.
Mit der Gründung des Museums 1905 erfolgte zeitgleich die Einrichtung der museumseigenen Bibliothek, als unverzichtbarer Bestandteil für eine qualifizierte Arbeit der Mitarbeiter und als historische Sammlung zur Geschichte der gesamten Region für Forscher und geschichtlich interessierte Menschen.
Der historische Bestand hat im Laufe der Jahre eine Erweiterung durch ständigen Ankauf, zum einen antiquarischer Werke und zum anderen von aktueller Literatur zur Regionalgeschichte erhalten.
Die Bibliothek steht selbstverständlich allen unseren Besuchern nach Anmeldung zur Verfügung.
Den onlinekatalog der Museumsbibliothek finden Sie unter: http://gso.gbv.de/DB=9.651/